Träumchenland
Der kleine Regentropfen
Es war einmal ein kleiner Regentropfen, der saß auf seiner Wolke und sah auf die Erde hinab. Seit Wochen schwebte er nun auf der gleichen Stelle. Kein Lüftchen regte sich und auf der Erde war es furchtbar heiß. Das Gras verbrannte, die Flüsse trockneten aus und die Blumen ließen ihre Köpfe hängen.
Der kleine Regentropfen wollte unbedingt helfen, nur leider konnte er alleine nichts ausrichten - alleine würde er auf dem Weg zur Erde einfach verdampfen. Also wartete der kleine Regentropfen.
Eines viel zu schönen und heißen Tages sah der kleine Regentropfen wieder auf die Erde hinab und hoffte, endlich mit all den anderen Regentropfen, die mit ihren Wölkchen angereist waren, auf die Erde fallen zu dürfen.
Als er gerade einen Rosenstrauch betrachtete, hob eine der Rosen ihren hübschen Kopf und sah ihn direkt an. Sie sagte nichts, aber der kleine Regentropfen wusste, dass sie um Hilfe rief. Da wurde der kleine Regentropfen ganz arg böse. Wie konnte man es nur zulassen, dass die Pflanzen und die Tiere so litten?! In seiner Wut rief er ganz laut nach allen Regentropfen, die er kannte. Er erzählte allen von dem furchtbaren Leid, das auf der Erde herrschte. So wurden auch die anderen Regentropfen böse und auch sie riefen nach allen Regentropfen, die sie kannten. Immer mehr Regentropfen fanden sich auf ihren Wolken ein und schimpften. Sie schimpften und schimpften, und vor lauter schimpfen, wurden sie immer größer. Auch ihre Wolken wurden schwerer und dunkler und hingen immer tiefer am Himmel.
Der kleine Regentropfen sah noch einmal zu der hübschen Rose, die ihn angesehen hatte, und sprang von seiner Wolke Richtung Erde.
Als hätten alle nur darauf gewartet, sprangen auch die anderen Regentropfen von ihren Wolken der Erde entgegen.
Es regnete. Es regnete und regnete und regnete.
Der Regen gab Pflanzen und Tieren zu trinken, ließ die Kinder auf den Straßen tanzen und füllte die Flüsse wieder mit Wasser.
Der kleine Regentropfen war im Blütenkelch der hübschen Rose gelandet. Langsam richtete sie ihren hübschen Kopf auf, sah ihn an und lächelte. Leise hauchte sie ein Dankeschön und entfaltete ihren Blütenkopf zu voller Größe und zeigte sich in ihrer ganzen Schönheit.
Da beschloss der kleine Regentropfen, bei ihr zu bleiben. Er hatte nicht nur Tieren, Menschen und Pflanzen geholfen - er hatte auch eine neue Freundin gefunden.